REFLECTIONS

Delia Jürgens
ab 16.12.2022 online

Bildschirme als das dominante Kommunikations- und Transaktionsmedium unseres täglichen Lebens verwischen die Grenze zwischen privatem und öffentlichem Raum als auch zwischen Wahrheit und Lüge.

Gleichzeitig scheinen sie das einzige verbliebene greifbare Objekt darzustellen, welches uns (vor allem seit der Pandemie) mit der Außenwelt verbindet. So verwandelt sich der vermeintlich solide und undurchlässige Glasbildschirm, in eine durchlässige Membran, die zutiefst ungleiche Rechte und Möglichkeiten konzipiert.

Sensorische Wahrnehmungsebenen, die durch drahtlose Verbindungen übertragen werden, überschreiben eine Vielzahl von Ausdrücken in binäre Codes und reduzieren Herkünfte auf einen polarisierten Index, während die digitale Vernetzung zugleich eine Chance der Sichtbarkeit und des grenzenlosen Austauschs bietet.

Welche Auswirkungen werden voraussichtlich als Folge der Pandemie entstehen, wenn sich Räume immer mehr ins digitale Netz verschieben und physische Räume unbesucht bleiben? Wer wird diese privatisierten, unsichtbaren Grenzübergänge besitzen und den Zugang bzw ihre Nutzung bestimmen?

Wie ließe sich die Isolierung des Selbst in einem digitalen Blasenkosmos zu einer konstruktiven Art verdrehen und mit physischen Orten verbinden? Auf welche Weise kann Kunst eine mehrdimensionale Sprache und Kommunikationsform bleiben, anstatt eine informationsbasierte, binär kodierte und damit polarisierte Übersetzung zu werden? Und wie kann eine künstlerische Sprache zwischen physischen, virtuellen und digitalen Räumen jenseits dokumentarischer Mittel verwobene Ursprünge aufzeigen, um interdisziplinär und dezentral zu artikulieren?

Welchen Platz nimmt dann Materialität in unserer heutigen virtuellen Welt ein?