According to the rhetoric of modernism, the conditions of painting have been questioned repeatedly. The canvas overcame its function as artificial border, the genre-based painting was declined and concepts became images. The picturesque-installative works of this year’s Sprengel Preis winner Delia Jürgens nourish from that art historical narrative. With the Modus Operandi of the post-internet generation, and the quite natural use and manipulation of images from the World Wide Web and out of the traditional painting, Delia Jürgens layers virtual images and diverse materials on each other. She creates hybrid structures of analogue and digital realities, which openup polyvalent spaces and meanings. With a modular form of work – of situational, constantly rearranged materials, the artist establishes an aesthetic nomadism.
In the Einblickhalle (insight hall) of the Sprengel Museum Hannover, the artist explicitly explores the changing situation due to the temporality of light, material and perception. The eight positions of The Future is but a Second Away belong to the group of works Fragmented Landscapes. These minimalistic installations consist of fragments of an open structure that occur repeatedly in new constellations as soon as the viewer moves in the roomspace. Due to their composition, partly flat positioned on the floor, partly vertical hanging in the room, they trigger associations of landscapes. This specific relationship between inside and outside is enhanced by the large window front and the numerous reflections in the mirror and glass surfaces, which to a certain extent describe a zero point of the pictorial. Due to the strong reference of the space to the environment, the positions act like pixels or fragments of the environment itself.
The artist uses a variety of materials from different contexts. Styrofoam is an opaque layer; a cheap mass-produced good that is both omnipresent and invisible in everyday life. The carpet and the sleeping bags are hi-tech fabrics that are printed or woven from edited image-data of rockstructures. The data comes from the Internet, an almost infinite image database, which can be accessed at any time and Delia Jürgens speaks of the deconstruction of these stereotyped images. The shape of the paraffin changes with the temperature fluctuations of the time of the day.
The Aqualinos (water-storing pearls) act as a permeable membrane. Their evaporation changes both climates, in the glass boxes in which they are stored and in the roomspace. Like in a painting, Delia Jürgens composes the various materials upon each other and in this way adds the level of transparency to the colours and haptics of an artwork. They transform aesthetically into hybrid forms. Each layer gives the work a further level in space and interpretation of virtual and analogous realities. The artist speaks of her works as “materializations”: They are transitory consolidations in a dynamic environment whose fragments, through their materiality and references, always point beyond themselves and thus add a perceptual-psychological dimension to the positioning of the self in its environment.
Delia Jürgens studied scenography at the University of applied Sciences and Arts Hannover with Colin Walker (2008-2011) and fine arts at the Braunschweig University of Art with Frances Scholz (2008-2014).
Olga Nevzorova (art historian and academic trainee at Sprengel Museum Hannover)
Delia Jürgens: The Future is but a Second away
Gemäß der Rhetorik der Moderne wurden die Bedingungen der Malerei immer wieder in Frage gestellt. Die Leinwand als künstliche Grenze wurde überwunden, mit der als Genre gefassten Malerei gebrochen und Konzepte als Bilder möglich. Aus diesem kunsthistorischen Narrativ nären sich die malerisch-installativen Werke der diesjährigen Sprengel-Preisträgerin Delia Jürgens. Mit dem Modus Operandi der Post-Internet-Generation der selbstverständlichen Nutzung und Manipulation von Bildern aus dem world wide web aus der Tradition der Malerei schichtet Delia Jürgens virtuelle Bilder und vielfältige Materialien übereinander. Sie erzeugt hybride Strukturen aus analogen und digitalen Lebenswirklichkeiten, in welchen sich polyvalente Räumlichkeiten eröffnen. Mit einer modularen Werkform von situationsbezogenen, immer wieder neu arrangierten Materialien begründet die Künstlerin ein ästhetisches Nomadentum.
In der Einblickshalle des Sprengel Museum Hannover setzt die Künstlerin sich explizit mit der durch Zeitlichkeit des Lichts, Materials und der Wahrnehmung veränderlichen Situation auseinander. Die 8 Positionen in The Future is but a Second away gehören zur Werkgruppe Fragmented Landscapes. Die minimalistischen Installationen bestehen aus Fragmenten eines offenen Gebildes, die immer wieder in neuen Konstellationen miteinander auftreten, sobald der Betrachtende sich im Raum bewegt. Durch ihre kompositorische, teils flache Positionierung auf dem Boden, teils vertikale Hängung im Raum werden zusätzlich landschaftliche Assoziationen geweckt. Diese Beziehung zwischen Innen und Außen wird durch die große Fensterfront und die zahlreichen Reflektionen des Raumes in den Spiegel- und Glasflächen, die gewissermaßen einen Nullpunkt des Bildhaften beschreiben, verstärkt. Durch die starke Referenz des Raumes zur Umgebung, wirken die Positionen wie Pixel oder Bruchstücke der Umgebung selbst.
Die Künstlerin verwendet eine Vielzahl von Materialien aus verschiedenen Kontexten. Das Styropor ist eine blickdichte Schicht; günstige Massenware, die gleichzeitig omnipräsent und unsichtbar im Alltag ist. Der Teppich und die Schlafsäcke sind Hi-Tech-Stoffe, die sie mit bearbeiteten Bilddaten von Gestein bedruckt oder weben lässt, Delia Jürgens spricht von der Dekonstruktion dieser stereotypen Bilder. Die Daten stammen aus dem Internet, aus einer schier unendlichen Bilderdatenbank, auf die jeder Zeit zugegriffen werden kann. Das Paraffin ist durch ist durch Temperaturschwankungen Tageszeiten abhängig formbar. Die Aqualinos (Wasserspeichernde Perlen) kommen als permeable Membran zum Tragen, die durch ihre Verdunstung sowohl in den Glaskästen, in denen sie aufbewahrt werden, wie auch das gesamte Raumklima verändern. Wie in der Malerei komponiert Delia Jürgens die verschiedenen Materialien auf- und zueinander und erweitert das Farbliche und Haptische um die Transparenz. Sie verbindet sie formästhetisch zu hybriden Formen. Jede Schicht gibt dem Werk eine weitere Ebene im Raum sowie in der Deutung der virtuellen und analogen Realitäten. Die Künstlerin spricht von ihren Arbeiten als „Materialisierungen“: es sind vorübergehende Verfestigungen in einer dynamischen Umgebung, deren Fragmente durch ihre Stofflichkeit und Referenzen auch immer über sich hinausweisen und somit eine wahrnehmnungspsychologische Dimension der Verortung des Selbst in seiner Umwelt hinzufügen.
Delia Jürgens studierte Szenografie an der Hochschule Hannover bei Colin Walker (2008-2011) und Bildende Kunst an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig Frances Scholz (2008-2014).
Olga Nevzorova (Kunsthistorikerin und Volontärin Sprengel Museum Hannover)